Typische Fehler in juristischen Texten 

Lange Schachtelsätze

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Unter Juristinnen und Juristen besteht die Neigung, lange und verschachtelte Sätze zu formulieren, um einen Sachverhalt darzustellen. Auch wenn die Lesenden juristischer Literatur daran gewöhnt sein mögen, zeugt dies nicht von gutem Stil. Im Gegenteil: Wenn Lesende zurückspringen müssen, sinkt ihre Konzentration und ihre Lust darauf, den Text zu lesen. In kurzen und klaren Sätzen kann ein Sachverhalt deutlicher vermittelt werden. Sprachliche Eleganz bemisst sich nicht an der Länge des Satzes!

Ein unterhaltsames Beispiel aus der Literatur für eine starke Verschachtelung, aus der zudem eine ungünstige Wortstellung des Prädikats (reiste […] ab) resultiert, stammt von Mark Twain:

„Die Koffer waren gepackt, und er reiste, nachdem er seine Mutter und

seine Schwestern geküsst und noch ein letztes Mal sein angebetetes

Gretchen an sich gedrückt hatte, das, in schlichten weißen Musselin

gekleidet und mit einer einzelnen Nachthyazinthe im üppigen braunen

Haar, kraftlos die Treppe herabgetaumelt war, immer noch blass von dem

Entsetzen und der Aufregung des vorangegangenen Abends, aber voller

Sehnsucht, ihren armen schmerzenden Kopf noch einmal an die Brust

des Mannes zu legen, den sie mehr als ihr eigenes Leben liebte, ab.“

Mark Twain, The Awful German Language (1880)

Fehlende Prägnanz 

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In wissenschaftlichen Arbeiten sollte so deutlich wie möglich formuliert werden. Dazu zählen die Vermeidung von sogenannten Füllwörtern (z. B. dabei, nun, auch, gewissermaßen, eigentlich, sozusagen etc.) und der Verzicht auf Pleonasmen (Verwendung sinngleicher Begriffe, z. B. der Zwang oder die Pflicht etwas zu tun, bereits schon, wie beispielsweise, Vernetzung untereinander). Diese Stilfehler schleichen sich in fast jedem Text ein und mindern die eigentliche Satzaussage.

Extensiver Nominalstil

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Der Nominalstil ist eine hervorragende Möglichkeit, Sachverhalte auf den Punkt zu bringen. Wird er aber zu exzessiv eingesetzt, werden Sätze unverständlich (typisches Beamtendeutsch). Bei zu extensiver Anwendung des Nominalstils ergeben sich Sätze wie dieser: 

Die Umsetzung des Verbots der Angebotserstellung erhielt keine Zustimmung von den Parteien. 

Besser ist es hier, Verben statt Nomen zu verwenden. Zudem wirkt der Wechsel vom Passiv zum Aktiv lebendiger:

Die Parteien konnten sich nicht darauf einigen, das Erstellen von Angeboten zu verbieten. 

Veraltete Relativpronomen

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Der wohl häufigste Stilfehler beruht auf einem weit verbreiteten Irrtum. Die Relativpronomen welche, welcher und welches sind keine gehobenen Formen der Pronomen der, die und das. Im Gegenteil: Sie gelten als veraltet und sollten in wissenschaftlichen Arbeiten nicht verwendet werden. 

Anthropomorphismen

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Im täglichen Sprachgebrauch werden unbelebten Substantiven oft menschliche Eigenschaften zugeschrieben. Dies wird Anthropomorphismus genannt. Formulierungen wie:

Die Wissenschaft ist der Meinung, dass … oder

Diese Arbeit hat das Ziel, …

sind zu vermeiden.

Alternativformulierungen sind:

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind der Meinung, dass … (Einsatz von belebten Substantiven) und

In dieser Arbeit wird das Ziel verfolgt, … (Passivkonstruktion).